Was Führungskräfte in KMUs jetzt tun müssen:
Psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind nicht nur ein individuelles Problem, sondern auch eine unternehmerische Herausforderung, die oft unterschätzt wird. Die Folgen sind gravierend: hohe Fehlzeiten, sinkende Produktivität und Schwierigkeiten bei der Bindung von Mitarbeitenden können die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens gefährden. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) stehen vor der dringenden Frage: Wie können wir proaktiv handeln?
Fakten zum Nachdenken
Laut der Studie der Pronova BKK „Arbeiten 2023“ fühlen sich 61 Prozent der Beschäftigten durch Überlastung gefährdet – ein Alarmsignal, das nicht ignoriert werden sollte. Eine aktuelle Studie (ias-Studie 2024) zeigt, dass fast jede zweite Führungskraft in KMUs eine Zunahme psychischer Belastungen wahrnimmt. Besonders Frauen in Führungspositionen sehen diese Entwicklung verstärkt (58,5 Prozent). Trotz gesetzlicher Verpflichtungen führen nur 31 Prozent der Unternehmen eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen durch – ein Zustand, der dringend verbessert werden muss.
Diese Zahlen verdeutlichen nicht nur das Ausmaß des Problems, sondern auch die Chancen: Unternehmen, die dieses Thema ernst nehmen, können gesetzliche Vorgaben erfüllen und ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig sichern.
Die unsichtbaren Kosten psychischer Belastungen
Psychische Belastungen führen oft zu weitreichenderen Folgen, als es auf den ersten Blick scheint.
Hier einige Beispiele:
- Produktivitätsverluste: Überlastete Mitarbeitende arbeiten langsamer oder machen häufiger Fehler – oft unbewusst.
- Krankheitsbedingte Fehlzeiten: Erkrankungen wie Burnout oder Depression führen zu längeren Ausfällen und hohen Vertretungskosten.
- Fluktuation: Mitarbeitende suchen sich zunehmend Arbeitgeber, die Wert auf ihre mentale Gesundheit legen. Ein Wechsel verursacht jedoch immer Zeit- und Kostenaufwand.
Schätzungen zufolge kosten arbeitsbedingte psychische Störungen deutsche Unternehmen jährlich bis zu 30 Milliarden Euro. Diese Zahl macht deutlich, wie wichtig Prävention in diesem Bereich ist.
Was Unternehmen tun können: Erste Schritte
- Gefährdungsbeurteilungen nutzen
Eine systematische Analyse der Arbeitsbedingungen hilft dabei, Belastungsfaktoren frühzeitig zu erkennen und gezielt anzugehen. Die gesetzlichen Vorgaben bieten hier eine gute Orientierung. Dies gilt für alle Berufsfelder – von administrativen Tätigkeiten bis zur Produktion. - Führungskompetenzen erweitern
Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle im Umgang mit psychischen Belastungen. Sensibilisierung und Schulungen können ihnen helfen, Mitarbeitende besser zu unterstützen und präventiv zu handeln – unabhängig davon, ob sie im Büro oder an der Produktionslinie arbeiten. - Prävention in den Arbeitsalltag integrieren
Prävention muss für alle Mitarbeitenden zugänglich sein:- In der Wissensarbeit könnten flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice-Optionen sinnvoll sein.
- Für Mitarbeitende in der Produktion sind klare Pausenregelungen und ergonomische Arbeitsplätze entscheidend. Auch Maßnahmen wie regelmäßige Gespräche zur Verbesserung des Arbeitsumfelds oder Teamaktivitäten können das Wohlbefinden erhöhen.
- Mitarbeiterfeedback aktiv einholen
Regelmäßige Befragungen und Gespräche geben Einblicke in die aktuelle Stimmungslage und helfen dabei, potenzielle Probleme zu erkennen – bevor sie eskalieren. Egal ob im Büro oder in der Werkstatt: Die Meinung der Mitarbeitenden zählt überall gleichermaßen. - Gesundheitsfördernde Maßnahmen implementieren
Unternehmen sollten Programme zur Förderung der mentalen und physischen Gesundheit anbieten. Dazu gehören beispielsweise Workshops zur Stressbewältigung, Fitnessangebote oder Teambuilding-Aktivitäten, die das Betriebsklima verbessern.
Warum es sich lohnt, heute zu handeln
Unternehmen mit gesunden Mitarbeitenden sind nicht nur produktiver – sie sind auch innovativer und widerstandsfähiger gegenüber Krisen. Gleichzeitig schaffen attraktive Arbeitsbedingungen die Basis für langfristige Bindung von Talenten. Besonders jüngere Generationen legen zunehmend Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance und mentale Gesundheit. Das bedeutet: Wer heute investiert, sichert sich morgen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Fazit: Gemeinsam für eine gesunde Zukunft
Psychische Belastungen sind ein Thema, das Unternehmen auf vielen Ebenen betrifft. Die gute Nachricht? Mit der richtigen Herangehensweise können KMUs nicht nur ihre Mitarbeitenden schützen, sondern auch ihre eigene Zukunft sichern. Es geht darum, nicht nur Symptome zu bekämpfen, sondern Strukturen zu schaffen, die langfristig wirken – für mehr Gesundheit, Produktivität und Stabilität.
Noch ein Gedanke
Wie gut ist Ihr Unternehmen aufgestellt, um psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen und gezielt anzugehen? Es lohnt sich, dieses Thema regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen – nicht nur für die Gesundheit der Mitarbeitenden, sondern auch für die Zukunft des Unternehmens.
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